Vossloh verfolgt das Ziel, Kreislaufwirtschaft nicht als Zusatz, sondern als Strukturprinzip der industriellen Wertschöpfung zu verankern. Die Umsetzung erfolgt entlang des gesamten Lebenszyklus: von der Produktentwicklung über die Materialauswahl und Fertigung bis hin zu Service, Wiederaufbereitung und regulatorisch belegter Nachhaltigkeitsleistung. Im Folgenden werden die zirkulären Ansätze der Geschäftsbereiche exemplarisch entlang der Wertschöpfungskette dargestellt – mit Fokus auf nachhaltige Bahninfrastruktur.
Produktdesign und Entwicklung: Circular Design in der Bahntechnik
Bereits in der Konzeptionsphase berücksichtigt Vossloh Ökodesign-Prinzipien mit Fokus auf Materialeffizienz, Modularität, Demontierbarkeit und Rezyklierbarkeit. Ecodesign ist eine von sieben konzernweiten Nachhaltigkeitsinitiativen und wird systematisch in den unternehmensweiten Innovationsprozess integriert. Produkte werden über ihren gesamten Lebenszyklus analysiert, um den ökologischen Fußabdruck quantifizierbar zu machen und gezielt zu reduzieren.
Vossloh entwickelt beispielsweise recycelbare Schienenbefestigungssysteme, deren Bauteile gewichts- und emissionsoptimiert sowie stofflich trennbar sind – ein Vorbild für nachhaltige Bahnbauteile.
Das Engineered Polymer Pad (EPP) reduziert als elastische Schwellenbesohlung den Schotterverschleiß, verlängert Wartungsintervalle und verbessert die Gleislage. Die thermoplastische Komposition besteht nahezu vollständig aus recycelten Kunststoffen und kann nach Lebensende vollständig wiederverwertet werden. Die Produktion erfolgt ausschließlich mit Solarstrom – ohne fossile Brennstoffe.
Bei jeder kundenspezifischen Weiche kommt Building Information Modeling (BIM) zum Einsatz, um Umweltwirkungen bereits in der Entwurfsphase zu simulieren. BIM-basierte digitale Zwillinge ermöglichen neben einer integrierten Planung mit virtuellen Einbausimulationen auch eine digitale Überwachung von Weichen, Wartungsprognosen und die Schulung von Mitarbeitenden.
Materialeinsatz: Sekundärrohstoffe und Materialsubstitution für eine Kreislaufwirtschaft in der Bahnbranche
Primärressourcen sollen durch alternative oder zirkuläre Materialien ersetzt werden. So besteht die nachhaltige Verbundstoffschwelle Engineered Polymer Sleeper (EPS) ausschließlich aus Sekundärrohstoffen in Industriequalität. Der selbst entwickelte, Materialmix amalentic verleiht der EPS konstant gute Eigenschaften über die gesamte Lebensdauer hinweg: sowohl ein geringer Wärmeausdehnungskoeffizient als auch eine hohe seitliche Gleislagestabilität und stabile Spurweite.
Bei Vossloh werden Manganherzstücke mit bis zu 90% Recyclinganteil hergestellt. Ein Rücknahmesystem und aufwendige Schneid- und Gießprozesse sichern eine hochwertige Wiederverwertung. Damit realisiert Vossloh einen so bisher nicht dagewesenen Stoffkreislauf für Mangan. Ziel: 50% der Gusskomponenten im Werk Outreau aus recyceltem Mangan zu fertigen.
Produktion: Energieeffizienz und interne Stoffkreisläufe
Die Fertigung bei Vossloh ist auf Ressourceneffizienz und Kreislaufschließung ausgerichtet – ein zentrales Element nachhaltiger Bahninfrastruktur. In Vosslohs Schwellenwerken – sowohl in den Vereinigten Staaten von Amerika als auch in Australien – wird Prozesswasser mehrfach genutzt. Zement- und Betonreste fließen in nachgelagerte Verwertungsprozesse. Der Einsatz energieeffizienter Verfahren und grüner Stromquellen steigt stetig.
Nutzung und Wartung: Lebensdaueroptimierung durch digitale Instandhaltung
Zustandsbasierte Wartung verlängert die Lebensdauer der Infrastruktur signifikant – ein Schlüsselelement der Circular Economy im Bahnbereich.
Mit High Speed Grinding (HSG) etablierte Vossloh Anfang der 2000er Jahre die präventive Instandhaltung im laufenden Betrieb. Mit einer Schleifgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h behebt HSG nicht nur Schienenfehler wie Head-Checks oder Riffel, sondern beugt erneutem Fehlerwachstum zuverlässig vor und verlängert auf diese Weise die Lebensdauer von Schienen um bis zu 100 %. In der smarten Ausbaustufe erheben integrierte Sensoren den Schienenzustand für eine bedarfsgerechte anschließende Bearbeitung – ebenfalls mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h.
Sensorik erlaubt auch eine Echtzeitüberwachung und datenbasierte Wartung der Weichen– für maximale Ressourceneffizienz.
Wiederverwendung und Aufarbeitung: Re-Manufacturing für Ressourcenschonung
Die Wiederverwendung von Komponenten ist ein zentrales Element der Vossloh-Nachhaltigkeitsstrategie.
Vossloh bietet eine systematische Aufarbeitung gebrauchter Weichen an. Die Integration von STG stärkt die „Availability-as-a-Service“-Kompetenz in der Region Nordeuropa. Der One-Stopp-Shop-Ansatz kombiniert Fertigung, Service und Recycling in einer geschlossenen Prozesskette.
Auch einzelne Komponenten der Schienenbefestigungssysteme können gezielt ersetzt werden – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Recycling und Verwertung: Kreisläufe schließen, Umweltbilanzen verbessern
Vossloh sorgt dafür, dass Schleifstaub und metallischer Abtrag nicht deponiert, sondern als Zuschlagstoff in der Schlackeproduktion verwendet werden (Downcycling).
Alle Geschäftsbereiche arbeiten an recyclinggerechter Demontierbarkeit. So veröffentlichten die französischen Gesellschaften eine EPD für eine SNCF-Weiche – ein international anerkannter Umweltnachweis über CO₂, Ressourcenverbrauch und Gesundheitsauswirkungen.
Nachweisführung und EU-Taxonomie: Zirkularität messbar machen
Vossloh berichtet umfassend nach der EU-Taxonomie. Im Jahr 2024 waren 100% der Umsätze taxonomiefähig (taxonomy-eligible), 67% taxonomiekonform (taxonomy-aligned) (Ziel: „Transition to a Circular Economy“).
Alle Projekte werden systematisch auf Do-No-Significant-Harm-Kriterien überprüft (beispielsweise Ressourceneffizienz, Biodiversität, Wasserverbrauch).
Die konsequente Umsetzung der Kreislaufwirtschaft macht Vossloh zum Branchenvorreiter – ökologisch, technologisch und regulatorisch.
