Umwelt- und Gesellschaftsthemen

Bahninfrastruktur im Wandel – öffentliche Umwelt im Fokus

Unter allen Arten des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs ist das Reisen mit der Bahn die umweltfreundlichste Option – eine emissionsarme und energieeffiziente Alternative zum Straßen- und Flugverkehr. In Anerkennung ihrer zentralen Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Sicherung der Mobilität der Zukunft legen Regierungen weltweit zunehmend Wert auf den Ausbau und die Modernisierung nationaler und internationaler Schienennetze. Diese Investitionen zielen nicht nur auf einen verringerten CO2-Fußabdruck, sondern auch auf widerstandsfähigere, besser vernetzte und zugängliche Verkehrsinfrastrukturen für künftige Generationen ab.


Neue Rahmenbedingungen für Bahninfrastruktur

Noch vor wenigen Jahrzehnten standen in der Bahninfrastruktur vor allem betriebliche Effizienz und Kostensicherheit im Fokus. Heute kommen erweiterte Rahmenbedingungen hinzu: Klimaveränderung, zunehmende Urbanisierung, schärfere Umweltauflagen und die Erwartung an robustere und resilientere Systeme. Gerade in dicht besiedelten Räumen und extremen Umweltzonen wird deutlich, wie stark Infrastruktur den physikalischen Bedingungen ausgesetzt ist. Der Schienenverkehr soll mehr leisten, darf aber weniger stören und muss gleichzeitig langlebiger werden. Es braucht neue Lösungen, die diese Zielkonflikte aufheben.

Diese "Public Environmental Issues" – also die öffentlich besonders stark wahrgenommenen Umweltprobleme im Bereich Bahninfrastruktur – sind dabei nicht isoliert zu betrachten. Lärm, Korrosion und Vibrationen wirken zusammen und können nur systemisch adressiert werden. Es gilt, auf veränderte Bedürfnisse der Bahnnetzbetreiber einzugehen.

Die unterschätzte Gefahr: Korrosion im Gleisbereich

Korrosion ist ein stiller Prozess, der oft erst dann erkannt wird, wenn sicherheitsrelevante Bauteile bereits in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt sind. Gerade bei metallischen Komponenten der Schienenbefestigung in Tunneln, an Küsten oder in Industrieumfeldern mit chemischer Belastung besteht ein hohes Risiko. Was wie Oberflächenverfärbung beginnt, kann zur Schwächung von Zugfestigkeit und zur Lockerung von Verbindungen führen.


Mit der speziell entwickelten Beschichtungslösung Vossloh protect wurde ein System geschaffen, das nicht nur chemisch resistent, sondern auch mechanisch robust und langlebig ist. Seine Wirkung beruht auf einem zweistufigen Prinzip: einer Zink-Aluminium-Lamellenbasis, die kathodisch wirkt, also auch im Schadensfall den darunterliegenden Stahl aktiv schützt, und einem Top-Coat, der das Bauteil gegen eine Vielzahl von Medien wie Bremsflüssigkeit, Diesel oder aggressive Reinigungsmittel abschirmt.


Die Vorteile von Vossloh protect im Überblick:

  • Hohe Beständigkeit gegen Säuren, Laugen, Diesel, AdBlue, etc.
  • Temperaturresistenz bis 350 °C
  • Schutz bleibt auch bei Beschädigungen erhalten (kathodische Wirkung)

Die Schutzwirkung ist dabei kein Versprechen, sondern vielfach getestet – etwa in industriellen Gleisen, wie dem Chemiepark Knapsack. Dort konnten Spannklemmen auch nach direkter Einlagerung in chemischen Medien und anschließender Salzsprühbelastung ohne Rostbildung wiederverwendet werden. In Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit oder großer Temperaturschwankung bietet diese Technologie eine zuverlässige Möglichkeit, Lebenszykluskosten zu senken und Sicherheitsreserven zu erhöhen.

Mehr Infos über Vossloh protect

Wenn Schiene “leise” wird: Die Bedeutung von Elastizität

In dicht besiedelten Räumen ist der Schutz vor Lärm und Erschütterung ein zentraler Akzeptanzfaktor für Bahninfrastruktur. Die Herausforderung dabei: Die effizienteste Form der Lärmvermeidung ist jene, die am Ort der Entstehung ansetzt. Genau hier gilt es anzusetzen.

Das Material cellentic, ein hochelastisches, mikrozellulares Elastomer, ist speziell für die Schienenlagerung entwickelt worden. Es nimmt die Energie aus Radunrundheiten, Gleisunebenheiten oder thermischen Spannungen auf und absorbiert daraus resultierende  Vibrationen. Dies reduziert nicht nur den Körperschall, sondern schont zugleich das Material selbst.

 

Die praktische Wirkung zeigt sich exemplarisch in Budapest, wo in der Metro-Linie M4 besonders enge Tunnelführungen die Schallanforderungen extrem erhöhten. Mit speziell auf die Frequenzbereiche abgestimmten cellentic-Zwischenlagen konnte der Körperschall unter die gesetzlichen Grenzwerte gedrückt werden – bei gleichzeitig erhöhter Lebensdauer der Bauteile. In kritischen Bereichen kam eine weiterentwickelte Masse-Feder-Technologie zum Einsatz, bei der das Gleissystem wie eine schwingungsentkoppelte Einheit wirkt.

Auch im Bereich der Weichen spielt Elastizität eine zentrale Rolle. Herzstücke mit beweglicher Spitze verhindern harte Radaufpralle, geneigte Verlegung harmonisiert den Radübergang, und spezielle Befestigungskomponenten sorgen dafür, dass kein unnötiger Körperschall in die Konstruktion abgegeben wird. Die Summe dieser Maßnahmen ergibt ein deutlich ruhigeres System mit höherer Verfügbarkeit.

Mehr Infos über cellentic

Intelligente Wartung: Hochgeschwindigkeitsschleifen und datenbasierte Instandhaltung

Je früher kleine Schäden erkannt und behoben werden, desto geringer ist der Instandhaltungsaufwand. Genau hier setzt Hochgeschwindigkeitsschleifen (High-Speed-Grinding) an: ein Verfahren, das nicht nur mit hoher Geschwindigkeit arbeitet, sondern auch im laufenden Betrieb eingesetzt werden kann. Statt Nachtschichten, Sperrpausen und Umleitungen schleift das HSG-System mit bis zu 80 km/h kleine Unregelmäßigkeiten direkt aus der Schiene – bevor sie zum Problem werden.

Doch die Technologie endet nicht beim Schleifen. In Mailand wurde das HSG-System zur Smart-Maintenance-Plattform erweitert. Laserscanner erfassen das Längs- und Querprofil, GPS-unterstützte Lokalisierung macht die Ergebnisse metergenau verwertbar, und die cloudbasierte Auswertung stellt dem Betreiber direkt Handlungsempfehlungen zur Verfügung. So entsteht ein durchgängiges Bild vom Zustand des Gleisnetzes, das die Grundlage für gezielte Instandhaltung bildet.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Kein unvorhergesehener Ausfall, keine unnötige Materialbeanspruchung, und eine deutlich höhere Effizienz bei der Planung. Die Erfahrungen aus Mailand zeigen, dass sich durch dieses Konzept nicht nur der Lärmpegel reduziert, sondern auch die Lebensdauer der Schiene signifikant verlängern lässt.

Robuste Technik für extreme Bedingungen

Was im Labor funktioniert, muss sich unter realen Bedingungen beweisen. Vossloh hat weltweit Projekte umgesetzt, die ganz unterschiedlichen Extremen standhalten müssen. Im australischen Brisbane wurden für das Containerterminal Befestigungssysteme entwickelt, die Achslasten von bis zu 72 Tonnen aufnehmen und zugleich gegen aggressive Meeresluft resistent sind.

In Doha, Katar, wurde ein schwimmendes Feste-Fahrbahn-System auf einer Länge von über 165 Kilometern realisiert. Bei Temperaturen von über 45 Grad Celsius, hoher Luftfeuchtigkeit und intensiver Nutzung war die technische Herausforderung enorm. Durch den Einsatz elastischer Befestigungssysteme (System 300 UTS) konnte nicht nur die Vibrationsdämpfung, sondern auch die Systemstabilität gesichert werden.

In Melbourne wiederum war der Anspruch an den Schall- und Erschütterungsschutz besonders hoch. Die Kombination aus technischer Planung, erprobten Systemen und strikter Qualitätssicherung führte dazu, dass die neue Metro-Infrastruktur als internationales Leuchtturmprojekt bewertet wird. Diese Vielfalt an Einsatzgebieten zeigt, dass es nicht die eine Lösung für alle Probleme gibt – wohl aber Prinzipien, die sich anpassen lassen.

Bahninfrastruktur unter Extrembedingungen:

Vom Wüstensand bis zur Salzwasserluft – internationale Beispiele zusammengefasst

Brisbane Port (Australien):

Einsatz des DFF 30 HH Systems mit hoher Höhenregulierbarkeit für Containerkräne (Achslast bis 72 t) und Korrosionsschutz gegen Meeresluft

Doha Metro (Katar):

Einsatz von schwimmender Festen Fahrbahn (Slab Track Austria) mit System 300 UTS zur Vibrationsdämpfung in Tunneln bei +50 °C Umgebungstemperatur

Melbourne Metro Tunnel:

Technisch anspruchsvolle Festen Fahrbahn mit Fokus auf Schall- und Erschütterungsschutz

Innovation sichern: Forschung, Test, Schulung

Robuste Technik braucht eine solide Basis. Im Technologiezentrum von Vossloh in Werdohl werden Materialien, Geometrien und Baugruppen systematisch getestet: gegen Korrosion, gegen Temperaturwechsel, gegen mechanische Dauerlasten. Von der dynamischen Simulation über die Salzsprühkammer bis zur vollautomatischen Viskositätsprüfung entsteht ein realitätsnahes Bild von der Leistungsfähigkeit jeder neuen Entwicklung.

Doch Technologie allein reicht nicht. Nur wenn Wissen geteilt wird, kann Innovation skalieren. Deshalb bietet Vossloh ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm – von Schulungsmodulen in Reichshoffen bis zu den renommierten Bahn-Wege-Seminaren in Kooperation mit Rhomberg Sersa. Kunden, Betreiber und Planer erhalten so genau das Wissen, das sie benötigen, um moderne Systeme nicht nur zu verbauen, sondern auch zu verstehen.

Ausblick: Bahninfrastruktur als Umweltleistung

Die Bahn ist Teil der Lösung, wenn es um Klimaschutz und nachhaltige Mobilität geht. Doch sie ist nur so gut wie ihre Infrastruktur. Um den steigenden Anforderungen zu begegnen, braucht es einen Perspektivwechsel: Infrastruktur ist kein reines Betriebsmittel mehr, sondern ein Umweltfaktor. Ihre Qualität entscheidet mit darüber, wie stark das System Schiene zur Entlastung beiträgt – ökologisch, sozial, wirtschaftlich.